Operationen am Mittelohr
Wann sollte eine Mittelohroperation erfolgen?
Eine Hörstörung kann vielfältige Ursachen haben. Diese Ursachen werden unter dem Stichwort "Hörstörungen" näher dargestellt. Dort finden Sie auch eine Darstellung des Aufbaus des Mittelohrs. Bei Erkrankungen des Mittelohrs kann in den drei folgenden Fällen eine Operation am Mittelohr die Erkrankung behandeln und zu einer Hörverbesserung führen:
- Chronische Mittelohrentzündung und
- Verletzung (Trauma) der Gehörknöchelchenkette oder des Trommelfells mit bleibendem Loch im Trommelfell,
- Versteifung der Steigbügelfußplatte (Otosklerose).
Bei der chronischen Mittelohrentzündung unterscheidet man zwei Formen: die 1a) chronische Schleimhauteiterung und 1b) chronische Knocheneiterung (Cholesteatom). Die chronische Schleimhauteiterung ist lästig. Das Ohrenlaufen aus dem Mittelohr über ein Loch im Trommelfell stört. Manchmal ist sogar eine notwendige Hörgeräteversorgung unmöglich. Zwar kann die Erkrankung durch Reinigung des Ohres durch den HNO-Arzt oder durch Medikamente gegen die Entzündung gebremst werden, doch häufig nicht geheilt werden. Daher ist in den meisten Fällen eine operative Sanierung angezeigt. Eine Operation sollte dringend erfolgen, wenn die chronische Entzündung auf das benachbarte Innenohr oder sogar auf das Gehirn übergriffen hat. Bei der chronischen Knocheneiterung sollte wenn möglich eine Operation erfolgen. Die chronische Knocheneiterung schreitet fort und zerstört ansonsten die gesamten Gehörknöchelchen und kann das Innenohr und den Gesichtsnervs zerstören. Die Erkrankung kann auch auf das benachbarte Gehirn übergreifen. Wenn eine solche Komplikation bereits eingetreten ist, sollte unmittelbar operiert werden.
Das Mittelohr kann bei Unfällen verletzt werden. Ein Schlag auf das Ohr oder ein Explosionstrauma kann zur Verreißung des Trommelfells führen. Bei einem Knochenbruch des Felsenbeins bei einer schweren Kopfverletzung kann die Gehörknöchelchenkette verletzt werden. Der Patient bemerkt eine Hörminderung und häufig Schwindelbeschwerden.
Bei der Otosklerose kommt es bei bislang nicht geklärter Ursache zu einer Versteifung der Aufhängung der Steigbügelfußplatte, so das der Steigbügel nicht mehr regelrecht schwingen kann und den Schall auf das Innenohr überträgt. Der Patient bemerkt eine langsam zunehmende Schwerhörigkeit ohne je Entzündungen des betroffenen Ohrs gehabt zu haben. Das Trommelfell bleibt intakt. Die Otosklerose kann auch das Innenohr befallen.
Welche Untersuchungen erfolgen um festzustellen, ob eine Mittelohroperation in Frage kommt?
Der HNO-Arzt stellt die Diagnose durch die mikroskopische Untersuchung des Ohres. Zur Operationsplanung, insbesondere bei bereits vorliegenden Komplikationen wird eine Röntgen-Untersuchung des Ohres benötigt, zumeist eine Computer-Tomographie (CT). Bei eitriger Sekretion wird ggf. ein Abstrich genommen um die verursachenden Bakterien nachweisen und die begleitende antibiotische Behandlung zielgerichtet vornehmen zu können. Das Hörvermögen wird mit Hörtests und die Gleichgewichtsfunktion mit Gleichgewichtsuntersuchungen geprüft.
Wie läuft die Operation ab?
Zumeist erfolgt die Operation in Vollnarkose, kleinere Eingriffe können auch in lokaler Betäubung vorgenommen werden. Die Operation der Otosklerose kann regelhaft in Lokalbetäubung erfolgen. Abhängig von der Erkrankung erfolgt die Eröffnung des Mittelohr von vor oder hinter dem Ohr. Erstes Ziel ist zunächst die Behandlung der Krankheit, also bei chronischer Mittelohrentzündung die Entfernung der entzündeten Schleimhaut oder die Entfernung des Cholesteatoms. Zweites Ziel ist die Hörverbesserung. Hierzu muss das Trommelfell verschlossen werden (Myringoplastik, Abb. 1) und bei Defekt der Gehörknöchelchenkette diese Kette wiederhergestellt werden (Tympanoplastik, Abb. 2). Wenn die eigenen Gehörknöchelchen nicht mehr für die Rekonstruktion verwendet werden können, benutzt der Ohroperateur eine Prothese. Abhängig vom Ausmaß der Rekonstruktion gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Die beste Möglichkeit kann nur individuell und während der Operation ausgewählt werden.
Die chronische Ohrentzündung kann auch auf den lufthaltigen Raum hinter dem Ohr im Warzenfortsatz (Mastoid), der mit dem Mittelohr in Verbindung steht, übergreifen. Eine sanierende Operation im Warzenfortsatz bezeichnet man als Mastoidektomie.
Bei der Steigbügeloperation bei Otosklerose (Stapesplastik, Abb. 3) wird entweder die gesamte Steigbügelfußplatte entfernt oder ein Loch in die Fußplatte gesetzt. In dieses Loch oder direkt an die Membran zum Innenohr wird eine Prothese gesetzt, die mit dem Amboß verbunden wird. Auf diese Weise wird die Schallübertragung auf das Innenohr wiederhergestellt. In lokaler Betäubung kann man nach Zurückschlagen des Trommelfells sofort prüfen, ob der Patient besser hört.
Welche Risiken bestehen, gibt es Alternativtherapien und wie erfolgt die Nachbehandlung
Welche Risiken birgt die Mittelohroperation?
Die wichtigsten Operationsrisiken sind die Verletzung des Innenohrs, des Gleichgewichtsorgans und des Gesichtnervs. Folgen könnten sein eine Schwerhörigkeit oder Taubheit, Schwindel und eine Gesichtsnervlähmung. Das Risiko ist bei einem erfahrenen Ohroperateur selten. Jede chronische Ohrentzündung kann wiederkommen.
Wie erfolgt die Nachbehandlung?
Das Ohr ist ein bis zwei Wochen tamponiert und die Wunde muss bis zur vollständigen Abheilung vom HNO-Arzt gepflegt werden. Muss bei einem ausgedehnten Cholesteatom eine offenen Verbindung vom Mittelohr/Warzenfortsatz zum äußeren Gehörgang angelegt werden (Radikalhöhle), ist eine lebenslange Pflege notwendig. In manchen Fällen muss das Ergebnis nach etwa einem Jahr kontrolliert werden. In einer erneuten Operation wird das Mittelohr wieder eröffnet und der Befund kontrolliert (second look Operation).
Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es für die Hörverbesserung?
Liegt keine chronische Entzündung vor, so kann eine Schwerhörigkeit, die durch eine mangelnde Schallübertragung im Mittelohr bedingt ist, alternativ auch durch ein Hörgerät behandelt werden. Implantierbare Hörgeräte oder knochenverankerte Hörgeräte können eine Alternative sein.
Ansprechpartner
Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde