Verletzung des hinteren Kreuzbandes
Zu einer Verletzung des hinteren Kreuzbandes kommt es im Gegensatz zur vorderen Kreuzbandruptur seltener. Das Verhältnis liegt bei ungefähr 10:1. Die Hauptfunktion des hinteren Kreuzbandes ist die Stabilisierung des Kniegelenkes, d.h. ein nach Hintengleiten des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkelknochen wird verhindert. Diese Funktion wird durch den großen Kniestrecker (Muskulus quadriceps) unterstützt. Deshalb ist die klinische Diagnose einer Verletzung des hinteren Kreuzbandes oft schwierig, da der Muskel das Gelenk zunächst gut stabilisieren kann. Typische Unfallmechanismen sind eine Krafteinwirkung gegen den oberen Unterschenkel nach hinten. Dies geschieht zum Beispiel beim Anschlag des Beines beim Auffahrunfall mit dem Auto (Amaturenbrettverletzung) oder beim Sturz auf das Kniegelenk, wobei hier eine größere Krafteinwirkung notwendig ist.
Klinisch kann man durch den Schubladentest die Diagnose stellen. Oft haben die Patientinnen/ Patienten einen Bluterguss in der Kniekehle. Ein Gelenkerguss muss nicht immer auftreten. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch eine MRT-Untersuchung. Leider gehört die hintere Kreuzbandruptur wegen der guten muskulären Kompensation zu einer immer noch übersehenen Verletzung. Initial haben die Patientinnen und Patienten oft eine gute Funktion, da eine muskuläre Kompensation erfolgt. Im Langzeitverlauf besteht bei einer chronischen Instabilität jedoch die Gefahr, dass es zum frühzeitigen Gelenkverschleiß (Arthrose) kommt.
Die Therapie der hinteren Kreuzbandverletzung kann operativ und konservativ erfolgen. Bei rascher Diagnosestellung und fehlenden Begleitverletzungen sind die Ergebnisse der konservativen Therapie gut. Dabei ist eine Orthesenbehandlung zunächst mit einer festen Spezialschiene und dann mit einer dynamischen Orthese für das hintere Kreuzband erforderlich. Die Orthesenbehandlung dauert dabei 10-12 Wochen. Am Ende der konservativen Therapie kann durch eine spezielle Röntgenuntersuchung (gehaltene Aufnahmen im Seitenvergleich) geprüft werden, ob die Therapie erfolgreich war. Komplexere Rupturen sowie bei Begleitverletzungen, die einen operativen Eingriff erfordern, erfolgt eine hintere Kreuzbandersatzplastik. Dabei wird analog zur OP bei vorderer Kreuzbandverletzung aus körpereigenen Gewebe (Bsp. Oberschenkelsehnen, Teil der Kniescheibensehne) ein Kreuzbandtransplantat hergestellt. Die Operation erfolgt in minimalinvasiver Technik über kleine Zugänge (arthroskopische hintere Kreuzbandersatzplastik).